Das Münchner Start-up-Unternehmen Lilium wollte Staatshilfe bekommen – und löste einen Tumult auf LinkedIn aus.
Lilium fehlt die Luft unter den Flügeln. Seit 2015 entwickelt das Start-up ein sogenanntes VTOL-Elektroflugzeug. VTOL steht für „Vertical Take-Off and Landing“, im Volks- und Politikermund ein „Flugtaxi“. Statt dieses in den Himmel zu bringen, hat Lilium seit 2015 rund 1,5 Milliarden Euro Verlust gemacht. Das Geld ist alle, die Privatinvestoren wollen nichts mehr nachschießen, und jetzt lautete vor einigen Wochen die neue Idee der Eigner: Der Staat solle einspringen, damit aus den Flugtaxis doch noch was wird.
Lilium hat 100 Millionen Euro Staatshilfen beantragt, in Form eines Kredits, für den je zur Hälfte der Bund und das Land Bayern bürgen sollen (Lilium hat in Gauting bei München seinen Unternehmenssitz). Das hat nicht geklappt, die Grünen lehnten die Bundeshilfe vor zwei Wochen im Haushaltsausschuss des Bundestages ab. Und das, obwohl sogar der Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine Zustimmung gedrängt hatte.
Auf LinkedIn, dem führenden Karriere- und Geschäftsweltportal im Internet, geht die Sache damit erst richtig los. In diesem Netzwerk ist quasi die ganze Start-up- und Unternehmerszene Deutschlands vertreten, und so kommt es, dass der Lilium-CEO Klaus Roewe auch dort noch mal seine Argumente für die Staatshilfe verteidigt. Kurzfassung seines Posts aus der vergangenen Woche: Es gehe ja nicht nur um „Lufttaxis“, sondern um viel mehr, nämlich um die Dekarbonisierung der Luftfahrt. Mit anderen Worten: um den Klimaschutz, ja um die Rettung der Welt. Außerdem würden andere Länder, darunter die USA und China, ihre eigenen hochfliegenden Start-ups durchaus fördern. Es gehe doch nur um ein Darlehen, das zurückzuzahlen sei! Lilium beschäftige mehr als tausend Menschen und zahle jährlich 50 Millionen Euro an Steuern und Sozialabgaben.
Dann legt Frank Thelen, ein fernsehbekannter Investor aus der Höhle der Löwen, nach. Auch er spricht sich auf LinkedIn für die Rettung aus. Zwar sehe er „Subventionen kritisch“, als „Freund der freien und effektiven Marktwirtschaft“. Aber „es geht hier nicht um die Zukunft Liliums, sondern um die Zukunft Deutschlands 🇩🇪“. Das Flaggen-Emoji hat es Thelen angetan. Am Ende seines Posts sinniert er, Lilium werde Erfolg haben, notfalls eben anderswo auf der Welt. „Es ist mehr unser Land, um das ich mir Sorgen mache. (…) Es ist unser Land 🇩🇪“.
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Text: Christoph Koch
Foto: Lilium PR