Im inzwischen mehr als 100 Jahre alten Kinderbuch „Dr. Doolittle und seine Tiere“ kann ein Landarzt mit Tieren sprechen. In der Realität ist das nach wie vor unmöglich – auch wenn manche Hundebesitzerinnen und -besitzer dies bestreiten mögen. Doch was wäre, wenn wir uns tatsächlich mit Tieren unterhalten könnten?
Das Buch
“Was wäre, wenn…?
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Bislang versuchten wir Menschen vor allem, ihnen unser Verständnis von Sprache nahezubringen. Zum Beispiel, indem wir Affen rudimentäre Zeichensprache beibrachten. Oder Soundboards für Hunde entwickeln, durch die sie per Pfotendruck auf ein Symbol Worte wie Spielen oder Wasser äußern können. „Einige Tiere können nach gewissem Training Kommandos verstehen, die aus zwei oder drei Begriffen bestehen oder selbst Begriffe kombinieren“, sagt der Sprachphilosoph Richard Moore von der britischen University of Warwick. „Aber das erreicht nie einen wirklichen Satzbau.“ Zudem sei bei den meisten Arten zu bezweifeln, dass sie die Bedeutung der Begriffe verstehen.
Ein anderer Ansatz könnte vielversprechender sein: mithilfe von KI zu versuchen, die Sprache bestimmter Arten zu verstehen und zu entschlüsseln. „Das Aufkommen leistungsfähiger KI-Algorithmen und insbesondere großer Sprachmodelle“ stärke die Hoffnung auf eine Kommunikation zwischen Mensch und Tier, heißt es in einem Aufsatz im Fachmagazin »Current Biology«. Auch die inzwischen verstorbene kanadische Professorin Karen Bakker vertrat in ihrem 2022 erschienen Buch „The Sounds of Life“ die Ansicht, dass sich mit digitaler Technik die Sprache von Tieren entschlüsseln lasse. In einem Interview sagte sie: „Ich glaube, wir stehen an der Schwelle zur Kommunikation zwischen den Spezies.“
Die Idee: Sehr kleine Digitalrecorder nehmen die akustischen Signale von Fledermäusen, Delphinen oder Vogelarten auf – auch wenn diese außerhalb des menschlichen Hörspektrums liegen. Soweit möglich, wird gleichzeitig das Verhalten der Tiere per Video aufgezeichnet. Algorithmen versuchen dann, Zusammenhänge zwischen Klängen und Aktivitäten herzustellen, um etwa herauszufinden, welche Geräusche Fledermäuse machen, wenn sie sich um Nahrung streiten. Oder welche Laute Wale von sich geben, bevor sie in die Tiefe abtauchen. Das Projekt CETI hat 33 Millionen Dollar eingesammelt, um die Klicklaute von Pottwalen zu entschlüsseln. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass deren Sprache eine deutlich komplexere Syntax aufweist als die vieler anderer Arten.
Der Weg zu einer Übersetzungs-App „Mensch – Fledermaus“ oder „Mensch – Pottwal“ dürfte trotzdem noch weit sein. Doch wenn ein solcher Austausch eines Tages möglich sein sollte: Was würden wir den Tieren überhaupt mitteilen?
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Text: Christoph Koch
Foto: Krista Mangulsone auf Unsplash