Was wäre, wenn … alle Flugzeuge mit Bio-Treibstoff flögen?

Written by on 18/11/2020 in brand eins with 0 Comments

Ein Szenario.

Die Luftfahrtbranche hat sich selbst dazu verpflichtet, ihren Kohlenstoffdioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2050 auf die Hälfte der Emissionen von 2005 zu reduzieren. Die Corona-Pandemie trägt aktuell sicherlich dazu bei, diesem Ziel näher zu kommen. Aber auf lange Sicht wird der Flugverkehr wieder zunehmen – und damit auch der CO2-Ausstoß. Bio-Kraftstoffe wären eine Möglichkeit, die Umweltbelastung durch das Fliegen langfristig zu senken: durch Kerosin, das statt aus Erdöl aus Biomasse gewonnen wird. Was wäre, wenn alle Flugzeuge mit Bio-Kerosin flögen?

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Zunächst würde das Fliegen teurer werden. Derzeit kosten Bio-Kraftstoffe zwei- bis dreimal so viel wie herkömmliches Kerosin. Der Preisunterschied könnte sich verringern, wenn in Zukunft mehr Bio-Kerosin hergestellt würde: Im Jahr 2018 machte dessen Produktion mit 15 Millionen Litern weniger als 0,1 Prozent des Treibstoffbedarfs der Luftfahrtbranche aus.

Das Teller-Tank-Problem

2008 fand der erste Testflug einer Passagiermaschine statt, die von einem Gemisch aus Bio-Treibstoff und herkömmlichem Kerosin angetrieben wurde. Für den organischen Anteil verwendete man damals Kokos- und Babassu-Nüsse. Doch schnell wiesen Kritiker auf das „Teller-Tank-Problem“ hin: Angesichts einer wachsenden Erdbevölkerung und eines Nahrungsbedarfs, der bis 2050 um 25 bis 70 Prozent zunehmen könnte, wäre es kontraproduktiv, essbare Pflanzen nur anzubauen, um sie als Treibstoff zu verfeuern. Betankte man alle Flüge mit Bio-Kerosin, wären laut einer Berechnung der Lancaster University so viele Pflanzen nötig, wie für die Versorgung der gesamten Weltbevölkerung mit 2100 Kalorien pro Person und Tag gebraucht würden.

Doch selbst wenn man nur Pflanzen wie die Rutenhirse verwendete, die sich gut in Bio-Treibstoff umwandeln lassen, aber nicht auf dem menschlichen Speiseplan stehen, bliebe ein Problem: Die benötigte Anbaufläche wäre riesig. Um die Erd- erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wäre laut einer UN-Studie so viel Bio-Sprit nötig, dass man eine Ackerfläche von sieben Millionen Quadratkilometern beanspruchen müsste – ungefähr die Größe Australiens. Und wenn man alle Flüge weltweit mit Bio-Kerosin betankte? „Unseren Berechnungen nach wäre dafür eine zusätzliche Anbaufläche in der Größe Indiens notwendig“, sagt Cristina Mestre von Transport & Environment, der Dachorganisation mehrerer europäischer Nichtregierungsorganisationen mit Schwerpunkt Verkehr.

Abgesehen vom reinen Flächenbedarf: Würde man für Bio-Sprit Regenwald abholzen, um dort beispielsweise Ölpalmen anzubauen, verlöre man Urwaldbäume, die CO2 aus der Atmosphäre absorbieren. Dadurch wäre die Belastung für die Atmosphäre letztlich etwa dreimal höher als bei der Nutzung von herkömmlichem Kerosin. Zahlreiche Forscher und Forscherinnen fordern deshalb unter anderem von der EU, auf Bio-Sprit aus Nutzpflanzen zu verzichten.

Statt aus Ölpalmen oder Rapspflanzen kann man Bio-Kraftstoff auch aus Abfällen herstellen, die zum Beispiel …

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Text: Christoph Koch
Foto: Ross Parmly / Unsplash

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

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