Ein Szenario.
Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz findet sie „hässlich“, sie passten „nicht in die Landschaft“. Die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel nennt sie gar „Windmühlen der Schande“. Was wäre, wenn Deutschland auf seine Windkraftanlagen verzichtete?
Ende 2024 gab es davon in Deutschland etwas mehr als 30.405 – und zwar 28.766 auf dem Festland (Onshore) und rund 1.639 im Meer (Offshore). Sie decken rund ein Drittel des Strombedarfs. Die Windkraft ist hierzulande damit die wichtigste Stromquelle vor Kohle (23 Prozent) und Solarenergie (14 Prozent).

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„Würde man die Windräder zurückbauen, müsste man die von ihnen erzeugte Strommenge von rund 136 Terawattstunden anderweitig beziehen“, sagt Kathrin Goldammer, die Geschäftsführerin des Reiner-Lemoine-Instituts, das die Energiewende in Deutschland erforscht. „Als Ersatz kämen kurzfristig vor allem Braun- und Steinkohle sowie Erdgas ins Spiel. Das würde die Luftqualität massiv verschlechtern und den CO2-Ausstoß erhöhen.“ Die Klimaziele Deutschlands würden damit in unerreichbare Ferne rücken. Denn anders als Sektoren wie Industrie oder Verkehr ist der Energiesektor der einzige, der in den vergangenen Jahren seine Emissionen nennenswert reduzieren konnte – eben durch den Ausbau von Solar- und Windkraft. Allein 2023 konnten dank Letzterer hierzulande 108 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, also fast ein Sechstel des gesamten Ausstoßes der Bundesrepulik von 673 Millionen Tonnen.

Windräder sind in der Regel 20 bis 30 Jahre in Betrieb. „Die Idee, sie vor Ende ihres Lebenszyklus abzureißen, ist betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen Unsinn“, sagt Goldammer. „Denn das Prinzip einer Windkraftanlage ist, dass sie zwar kapitalintensiv im Bau ist, ihr Betrieb aber nahezu keine Kosten mehr verursacht.“
Das Stromnetz wurde in den vergangenen Jahren ebenfalls umgebaut. Weg von einer zentralistischen Struktur, die auf wenigen Kohle- oder Atom-Großkraftwerken basiert. Hin zu einem dezentralen Netz für viele kleine Erzeuger wie Windanlagen und Solarparks, die neue Mittelspannungsleitungen erfordern. „Auch diese Investitionen in die Netzinfrastruktur wären verschenkt“, so Goldammer.
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Text: Christoph Koch
Foto: Sander Weeteling auf Unsplash