Der römische Denar, der Florentiner, der niederländische Gulden, das britische Pfund – die Geschichte kennt viele Währungen, die über ihre Heimatländer hinaus Bedeutung gewannen, diese aber dann wieder einbüßten. Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges dominiert der US-Dollar als weltweite Leitwährung. Was wäre aber, wenn er diese Rolle verlöre?

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Eine Leitwährung ist das weltweit bevorzugte Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel – etwa für Rohstoffkäufe, für internationale Kredite oder für Währungsreserven von Zentralbanken. Länder und Unternehmen verlassen sich auf Leitwährungen, weil diese stabil und global akzeptiert sind.
Mit 26 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung sind die USA nach wie vor die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Doch der Dollar ist noch stärker: In dieser Währung werden 54 Prozent aller Handelsrechnungen weltweit gestellt und 88 Prozent aller Devisentransaktionen durchgeführt. Der wohl wichtigste Indikator für seine Bedeutung aber sind die Währungsreserven. 57 Prozent werden in Dollar gehalten. Danach folgt der Euro mit 20 Prozent.

„In den vergangenen 50 Jahren gab es Zeiten, in denen der Dollar mehr als 80 Prozent der Währungsreserven ausmachte“, sagt Renate Ohr, emeritierte Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Göttingen. „Es gab aber auch Phasen, in denen sein Anteil nur bei 50 Prozent lag.“
Zurzeit profitieren die USA davon, fast alle Importe in Dollar bezahlen zu können. „Andere Länder müssen bei vielen Handels- und Finanztransaktionen ihre Währungen erst mal in Dollar tauschen“, sagt Ohr. Das koste und berge Wechselkursrisiken. Dadurch, dass Länder in aller Welt in Dollar handeln oder ihn als Reservewährung halten, sind zudem US-Staatsanleihen permanent stark nachgefragt. Kein anderes Land kann daher so günstig Kredite aufnehmen wie die USA.
Dieses Privileg ist für andere Länder ein Nachteil, weil sie etwa Auslandsschulden in Dollar begleichen müssen. Steigt dessen Kurs, werden Rohstoffimporte und Kredite teurer. Auch deshalb kritisieren Länder wie China, Indien, Brasilien, Russland oder Indonesien die Vormachtstellung des Dollars. „Jedoch hält bis auf China keines dieser Länder wirklich bedeutende Mengen an US-Staatsanleihen“, sagt Ohr.
Was würde jedoch passieren, wenn sich immer mehr Länder vom Dollar abwendeten? Zunächst wäre es sehr schwierig, einen Leitwährungsersatz zu finden. Hinter dem Euro – zeitweise ein Kandidat dafür – stehen zu unterschiedliche Volkswirtschaften. Chinas Yuan oder Indiens Rupie? Beide Währungen werden staatlich zu stark reglementiert. Zurück zum Gold?
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Text: Christoph Koch
Foto: Adam Nir auf Unsplash