Was wäre, wenn … wir die Inflation mit staatlichen Preiskontrollen bekämpften?

Written by on 06/02/2023 in brand eins with 0 Comments

Im Dezember 2021 stieg die Inflationsrate in Deutschland mit 5,3 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. In den USA lag sie sogar bei 7 Prozent, ein 40-Jahres-Rekord. Für die Preissteigerungen werden hohe Energiepreise, Störungen in den globalen Lieferketten und generell höhere Kosten durch die Pandemie verantwortlich gemacht. Was dabei irri- tiert: Unternehmen haben im vergangenen Jahr Rekordgewinne erzielt – in den USA stärker als in Deutschland. Daten des amerikanischen Wirtschaftsministeriums zeigen zudem, dass die Gewinnspannen der Firmen so hoch sind wie seit 1950 nicht mehr.


Das Buch

“Was wäre, wenn…? 
33 Szenarien, die unsere
Welt neu denken” 

jetzt bestellen!

Amazon
Buchbox
Hugendubel

Für die US-Senatorin Elizabeth Warren ist das ein Zeichen, dass Unternehmen die Krise ausnutzen, um ihre Kundinnen und Kunden „auszupressen“. Auch ein Pressesprecher der US-Regierung kritisierte Fir- men dafür, „die Preise während einer Pandemie in die Höhe zu treiben“. Eine Möglichkeit, steigende Preise – und damit auch eine Inflation – zu verhindern, sind staatliche Preiskontrollen. Was wäre, wenn dieses Instrument zum Einsatz käme?

Unter Ökonominnen und Ökonomen verhasst

Es gibt wenig, was unter klassischen Ökonominnen und Ökonomen so verhasst ist wie staatliche Eingriffe in die Preisfindung des Marktes. Der Preis, so die gängige Argumentation, bildet Knappheiten und Auswege daraus ab. Wird etwas teurer, zeige das, dass die Nachfrage nach einem Gut das Angebot übersteigt. Dadurch erhöhe sich wiederum das Angebot, da damit Geld zu verdienen ist.

Legt der Staat fest, wie viel Waren höchstens kosten dürfen, wird das Geschäft für Unternehmen demnach unattraktiver. Neu in einen Markt einzusteigen und in die Produktion zu investieren lohnt sich weniger. Auch können Güter der klassischen Lehre zufolge knapp werden und ein Schwarzmarkt entstehen: Der Bäcker, der sein Brot nur noch für maximal einen Euro anbieten darf, füllt seine Regale nicht mehr, sondern verkauft das Brot stattdessen für zwei Euro durch die Hintertür. Die Menschen zahlen den inoffiziellen Preis, um nicht zu hungern.

„Von der unsichtbaren Hand des Marktes, die alles regelt und der man auf keinen Fall in die Quere kommen darf, ist bereits in der ersten BWL- oder VWL-Vorlesung die Rede“, sagt Sebastien Dullien, Professor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. „Doch nicht alle Märkte funktionieren so einfach wie eine Bäckerei. Auch der Mindestlohn ist beispielsweise ein Eingriff in das Preisfindungssystem des Marktes.“ Vor 20 Jahren sei dieser noch verteufelt worden, inzwischen herrsche weitgehend Konsens, dass er hilfreich sei. Das gelte auch für Preiskontrollen – zumindest als selektive und zeitlich begrenzte Maßnahmen.

Weiterlesen auf brandeins.de
Text: Christoph Koch
Foto: Sara Kurfeß auf Unsplash

Tags: , , , , , , , , , ,

About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

Subscribe

If you enjoyed this article, subscribe now to receive more just like it.

Subscribe via RSS Feed

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Top

Entdecke mehr von Christoph Koch

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen