Im Alter von 20 Jahren machte sich Gülsen Sariergin als Krankenschwester selbstständig – heute betreibt sie in Bremerhaven die Nordseepflege.
Auf ihrem Weg ließ sie sich weder von der Pflegebürokratie noch von Banken aufhalten.
Die Strecke zwischen Bremerhaven und Cuxhaven kennt sie auswendig. Eine halbe Stunde die A 27 entlang, immer nur ein kleines Stück von der Nordseeküste entfernt. Es gab Jahre, da sah Gülsen Sariergin die Strecke fast ausschließlich durch einen Schleier von Tränen. „Das war meine Heulstrecke“, erinnert sich die heute 30-Jährige. „Rein in meinen alten grünen Fiat Punto, Musik angemacht, losgefahren und losgeheult. Ich wusste einfach nicht, wie ich das alles bewältigen sollte.“
Damals, vor fast zehn Jahren, hatte sich die frisch ausgebildete Krankenschwester gerade mit einem ambulanten Pflegedienst selbstständig gemacht. Doch das Telefon in ihrem winzigen Büro klingelte so selten, dass sie bisweilen das tat, was sonst nur unglücklich Verliebte tun: Sie rief sich von ihrem Handy aus an, um sich zu vergewissern, dass die Leitung nicht tot war. Ihrer Bank schuldete sie einen sechsstelligen Betrag, die Miete konnte sie schon eine ganze Weile nicht mehr pünktlich bezahlen. „Den Begriff Insolvenz kannte ich damals gar nicht. Für mich war klar: Wenn es nicht bald besser wird, musst du wieder als Krankenschwester und parallel als Putzfrau arbeiten – dann kannst du es vielleicht schaffen, am Ende deines Lebens wieder aus den Schulden rauszukommen.“
Weiterlesen auf brandeins.de …
Text: Christoph Koch
Erschienen in: brand eins