Anne Schüßler: Mein Medien-Menü (Folge 39)

Written by on 11/02/2013 in Was ich lese with 1 Comment

In der Reihe “Mein Medien-Menü” stellen interessante Menschen ihre Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten vor. Ihre Lieblingsautoren, die wichtigsten Webseiten, tollsten Magazine, Zeitungen und Radiosendungen – aber auch nützliche Apps und Werkzeuge, um in der immer größeren Menge von Informationen, den Überblick zu behalten und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Jeden Montag also ein neues Medien-Menü. Diese Woche: Anne Schüßler, Softwarentwicklerin aus Köln.

anne_schuessler

Wie informierst du dich morgens als erstes?

Zu allererst auf dem iPhone. Das liegt auch daran, dass das iPhone auch der Wecker ist und dementsprechend sowieso griffbereit neben dem Bett liegt. Erst werden Mails durchgeguckt, dann gucke ich in den RSS-Feed-Reader rein. Richtig lesen kann ich so kurz nach dem Aufwachen aber gar nicht, da gucke ich eher nach, was denn Neues da ist und lese das dann später.

Da ich im Moment sehr, sehr schwer aus dem Bett komme, schalte ich unter der Woche dann auch den Fernseher ein und lasse mich davon ein bisschen berieseln. Dann läuft das Morgenmagazin bis ich fertig bin und zur Arbeit gehe.

Welche Zeitungen / Magazine hast du im Abo oder liest du regelmäßig?

Zeitungen eigentlich gar keine, jedenfalls auf Papier. Als wir in Düsseldorf wohnten, haben wir regelmäßig ein zweiwöchiges Probeabo der Rheinischen Post bekommen. Tatsächlich wanderten die Ausgaben regelmäßig ungelesen ins Altpapier, gar nicht so sehr aus Desinteresse, sondern aus Zeitmangel. Es tut mir selber leid, das so zu sagen, aber in Internetzeiten funktioniert die Printausgabe einer Tageszeitung einfach nicht mehr.

Ansonsten haben wir nach wie vor eine Fernsehzeitung abonniert und „Lucky Peach“, ein etwas alternatives Foodie-Magazin, das von McSweeney’s rausgebracht wird.

Was liest du auf Reisen?

Jede Menge Bücher, also das, was ich sonst auch lese, nur mehr davon. Jedenfalls im Strandurlaub. Bei Städte- und Rundreisen hauptsächlich Reiseführer, üblicherweise komme ich da nur abends zum Lesen und dann bin ich meistens zu kaputt. Blogs und Nachrichten haben im Urlaub auch mal gerne Pause.

Welche Nachrichtenseiten im Netz sind Dir wichtig?

Richtig konkret gucke ich nur bei Spiegel Online. Alle anderen Nachrichtenseiten besuche ich üblicherweise, wenn irgendwo auf einen bestimmten Artikel verlinkt wird.

Welche Blogs liest du?

Viele. Sehr viele. Google Reader sagt 312, aber da wird natürlich immer mal wieder was Neues hinzugefügt und was Altes gelöscht, tendenziell wird es aber eher mehr als weniger.

Natürlich lese ich da nicht alles. Bei vielen Blogs überfliege ich die Überschriften und lese nur, was mich wirklich interessiert. Bei manchen Blogs aber freue ich mich jedes Mal, wenn ein neuer Beitrag da ist.

Highlights aus deinem RSS-Reader?

Über neue Blogposts vom Nuf freue ich mich jedes Mal riesig. Genauso über neue Beiträge von Herrn Buddenbohm, von Isabel und von Frau Nessy. Dann noch das Jawl von Christian Fischer und die Blogs von Frau Journelle, der Patschbella, der Kaltmamsell,  von The Everywhereist und… ich könnte auch hier lange weitermachen.

Dann kann ich jedem nur „Fünf Bücher“ empfehlen, ein Blog, auf dem Menschen fünf Bücher vorstellen, die ihnen besonders viel bedeuten.

Außerdem liebe ich die Incidental Comics von Grant Snider und Geek & Poke für ein bisschen Softwareentwickler-Humor. Und XKCD. Aus Gründen.

Was ist wichtige berufliche Lektüre für dich?

Das beste Diskussionsforum zu Programmierfragen ist nach wie vor Stack Overflow, in den meisten Fällen kann man seine Suche einfach auf diese Seite einschränken und bekommt eine brauchbare Antwort.

Welche Art von Büchern liest du am liebsten (Sachbücher, Fiction, Biografien)?

Grundsätzlich lese ich alles, aber das stimmt natürlich auch nur so halb. Am liebsten lese ich Science Fiction und Fantasy und da am liebsten sogenannte „Genre Bender“, also Bücher, die sich nicht so richtig einem Genre zuordnen lassen. Das hat sich aber einfach so ergeben, ich suche nicht konkret nach Büchern von einem bestimmten Genre, aber irgendwann kristallisiert sich dann ja doch die ein oder andere Vorliebe heraus.

Bücher landen aber aus vollkommen unterschiedlichen Gründen auf meiner Leseliste. Ich tendiere dazu, alles auf die Leseliste zu packen, was irgendwie interessant klingt, letztlich ist es dann auch eine wüste Mischung, die man auch auf meinem Goodreads-Profil angucken kann.

Welches Buch hat dich in letzter Zeit am meisten beeindruckt?

Ich fand „Internet: Segen oder Fluch“ von Kathrin Passig und Sascha Lobo sehr beeindruckend, vor allem, weil die irgendwie erwartete Internetlobeshymne (in die ich ja problemlos mit eingestimmt hätte) ausblieb. Stattdessen wird hier sehr entspannt und differenziert auf die Vor- und Nachteile des Internets und der damit verbundenen Phänomene eingegangen. Ich habe mich nach der Lektüre nachhaltig entspannt gefühlt. Das muss ein Buch auch erst mal schaffen.

Welche Apps/Tools/Programme helfen dir, informiert zu bleiben?

Es bleibt eigentlich beim Browser und dem Google Reader. Twitter läuft auf dem Rechner über TweetDeck, auf dem iPhone über die offizielle App. Seiten, die ich mir merken oder auf meinem Blog verlinken will, packe ich zu Evernote, aber das ist auch noch eine Krücke, mit der ich nicht hundertprozentig glücklich bin. Mal gucken, ob ich da mittelfristig etwas Besseres finde.

 

Wie viel liest du auf dem Smartphone, Tablet, o.ä.?

Nicht mehr als nötig. Ein Tablet haben wir auch gar nicht, und Lesen auf dem iPhone strengt mich nach wie vor zu sehr an. Außerdem fehlen mir da die Möglichkeiten, die ich im Browser habe, um mir Dinge zu merken.

Im letzten Urlaub wurde ich genötigt, auf dem iPod zu lesen, weil mein Mann mir das Kindle zu Testzwecken klaute. Dann konnte ich nur noch „Oliver Twist“ auf dem iPod lesen. Immerhin kann ich jetzt aus eigener Erfahrung sagen: Es ist weder schön noch empfehlenswert, aber im Notfall geht’s.

Welche Rolle spielen Leseempfehlungen/Links durch Soziale Netzwerke?

Seit ein paar Monaten ist es in meiner Filterbubble ja wieder üblicher, regelmäßig Leseempfehlungen im Blog zu geben. Man bewegt sich eben doch immer noch irgendwie in einem abgesteckten Rahmen und die Leseempfehlungen und Links von anderen Leuten ermöglichen den ein oder anderen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand.

Im Übrigen liebe ich quote.fm. Zuerst wusste ich damit überhaupt nichts anzufangen, das hat sich aber schnell geändert. Großartiges Tool.

Gibt es tägliche oder wöchentliche Leserituale?

Abends vorm Einschlafen wird eigentlich immer gelesen. Ob nur eine oder hundert Seiten hängt davon ab, wie schnell mir die Augen zufallen.

Wer sind deine Lieblingsautoren (Buch, Zeitung, Magazin)?

Bei Zeitungen und Magazinen habe ich keinen großen Bezug zu den Autoren. Dafür habe ich eine Menge Lieblingsbuchautoren: Neil Gaiman, Dave Eggers, Walter Moers, Jasper Fforde, J.K. Rowling, China Miéville, Kai Meyer, Margaret Atwood, Neal Stephenson. Ich könnte wahrscheinlich noch lange weitermachen.

Gibt es eine Radio- oder Fernsehsendung, die du möglichst nie verpasst?

Tatort wegen mussirgendwiesein. Ansonsten ist mein Fernsehverhalten eher US-Serienlastig, gelegentlich schummelt sich mal eine britische Produktion dazwischen wie das grandiose „QI“, eine Comedy-Quiz-Sendung auf BBC, die von Stephen Fry moderiert wird. Man lernt da eine Menge unnützes Faktenwissen, mit dem man angeben kann, es ist aber vor allem irre unterhaltsam.

Hast du einen Lieblings-Podcast?

Ich habe in der großen Podcast-Phase so um 2006 sehr, sehr viele Podcasts gehört. Davon gibt es die meisten meines Wissens gar nicht mehr. Heute höre ich eigentlich nur noch „The Sword and Laser“, der begleitende Podcast zu einem Online-Buchclub von Veronica Belmont und Tom Merritt. Die beiden kenne ich eigentlich von „This Week in Tech“, dem anderen Podcast, den ich noch gelegentlich höre.

Wie haben sich deine Lesegewohnheiten in den letzten Jahren geändert?

Die größte Änderung war für mich die Anschaffung eines E-Book-Readers. Ich lese auf dem Kindle mehr und zumindest gefühlt auch schneller, weil es eben auch immer dabei ist und man es mit einer Hand halten kann. Klingt komisch, ist aber eine enorme Erleichterung, weil man zum Beispiel auch in der Bahn stehend lesen kann.

Irgendetwas, das ich vergesse habe, du aber trotzdem gerne liest?

Hörbücher? Hatten wir Hörbücher? Ich hab mich irgendwann mal bei Audible angemeldet und seitdem höre ich Hörbücher. Es kommt da aber sehr auf Buch und Sprecher an, wenn’s mich nicht packt, dann drifte ich ab und bekomme die halbe Story nicht mit. Bill Bryson schreibt wunderbar, kann aber nicht selber vorlesen, Stephen Fry hingegen ist super. Dirk Bach ist auch ganz toll, Andreas Fröhlich und Jason Isaacs dürfen mir meinetwegen das Telefonbuch vorlesen.

Ansonsten… nö. Ich glaub, wir hätten dann alles.

Anne Schüßler, Jahrgang 1980 und in und um Köln aufgewachsen, studierte aus Interessensüberforderung erst brotlose Kunst in Bonn, kriegte dann aber doch noch die Kurve und macht jetzt was mit Software. Sie schreibt hier über die Welt so im Allgemeinen oder twittert rum. Wenn ihr langweilig ist, fährt sie irgendwo hin und guckt Bahnhöfe an. Sie ist ein bisschen zu oft in diesem Internet.

***

Wer auch zukünftige Folgen von “Mein Medien-Menü” nicht verpassen will, sollte den RSS-Feed abonnieren oder mir auf Twitter folgen.

Wer das Medien-Menü regelmäßig gerne und mit Gewinn liest und sich dafür bedanken möchte, findet hier einen Amazon-Wunschzettel voll von Dingen, mit denen man mir eine Freude machen kann.

Vielen Dank an “The Atlantic Wire” für das wundervolle Format (dort heißt es “What I Read”). Wer Vorschläge hat, wer in dieser wöchentlichen Rubrik auch einmal zu Wort kommen und seine Lieblingsmedien vorstellen und empfehlen sollte, kann mir gerne schreiben.

Offenlegung: Mit einigen der Menschen, die hier ihre Mediengewohnheiten vorstellen, bin ich befreundet. Links zu Amazon sind sogenannte Affiliate-Links. Das bedeutet, ich bekomme im Fall eines Kaufs eine kleine Provision (natürlich ohne zusätzliche Kosten für den Käufer).

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

Subscribe

If you enjoyed this article, subscribe now to receive more just like it.

Subscribe via RSS Feed

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Top

Entdecke mehr von Christoph Koch

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen