Anke Gröner: Mein Medien-Menü (Folge 9)

Written by on 16/04/2012 in Was ich lese with 0 Comments

In der Reihe “Mein Medien-Menü” stellen interessante Menschen ihre Lese-,  Seh- und Hörgewohnheiten vor. Ihre Lieblingsautoren, die wichtigsten Webseiten, tollsten Magazine, Zeitungen und Radiosendungen – aber auch nützliche Apps und Werkzeuge, um in der immer größeren Menge von Informationen, den Überblick zu behalten und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Jeden Montag also ein neues Medien-Menü – diese Woche mit Anke Gröner, Werbetexterin und  Bloggerin.

Wie informierst du dich morgens als erstes?

Beim Cappuccino am MacBook. Ich überfliege kurz meinen Twitterstream aus der Nacht, klicke die ersten Links, und dann fahre ich zur Arbeit, wo ich mich eher so nebenbei den ganzen Tag über Twitter und Facebook berieseln lasse. Eine Zeitlang auch über G+, aber da klicke ich inzwischen kaum noch hin.

Welche Zeitungen/Magazine hast du im Abo oder liest du regelmäßig?

Ich habe „essen & trinken“ und „Effilee“ abonniert, wobei ich letztere nicht mal mehr überfliege (memo to me: endlich mal abbestellen). Neuerdings lese ich die „Zeit“ wieder regelmäßig. Und ich bekomme von Bayern München das Vereinsmagazin, aber ich nehme an, das zählt nicht.

Was liest du auf Reisen?

Bücher. Nicht nur auf Reisen übrigens. Die häufigste Lektüre sind Romane; zurzeit schleppe ich allerdings „Die Geschichte der Kunst“ von E. H. Gombrich durch die Gegend, um zu jeder Gelegenheit meine Nase reinzustecken. Wiegt ungefähr zwei Kilo. Ist es wert. Sehr gerne gelesen habe ich in letzter Zeit Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ und Jan Brandts „Gegen die Welt“. Beides Familienromane, aber so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher kaum sein können.

Welche Nachrichtenseiten im Netz sind Dir wichtig?

ZEIT Online, Spiegel Online, nytimes.com, perlentaucher.de. Das sind jedenfalls die, die ich selber anklicke und aktiv durchforste. Auf alle anderen Seiten gelange ich durch Links.

Welche Blogs liest du?

Siehe meine Blogroll. Ich lese am liebsten persönliche Blogs (deswegen schreibe ich auch so eins), die früher abfällig unter „Tagebuchblogs“ liefen. Da sind meine Favoriten die Kaltmamsell und Merlix. Der ganze Techkram ist mir ziemlich wurscht; wenn ein neues iPhone rauskommt, kriege ich das auch über Twitter mit. Seit einiger Zeit sind mir feministische Blogs und solche, die sich mit Körperakzeptanz beschäftigen, recht wichtig geworden. Hier sind die Mädchenmannschaft und Dances With Fat meine liebsten. Für meine dringend benötigten Fußballinformationen besuche ich Alles außer Sport, für Kochrezepte am liebsten Cucina Casalinga.

Was ist wichtige berufliche Lektüre für dich?

Ich sollte vermutlich mal in die w&v oder die Horizont gucken, aber mir ist das meist zu langweilig. Was wichtig ist, verbreitet sich in der Agentur, in der ich gebucht bin, sowieso. Alles andere muss ich nicht wissen – jedenfalls, wenn es um Werbung geht. Wenn es um meine ganz persönliche Bildung geht, ist so ziemlich jede Lektüre wichtig. Mein liebster Textchef meinte mal: „Wer schreiben will, muss lesen.“ Ganz genau.

Welche Apps/Tools/Programme helfen dir, informiert zu bleiben?

Ohne Twitter könnte ich nicht mehr leben, um es mal pathetisch auszudrücken. Da ich eine absolute Aversion gegen RSS habe und daher Blogs, Webseiten etc. brav händisch anklicke, ist Twitter für mich ein konstanter Informationsfluss. Neuerdings ist quote.fm dazugekommen, auch wenn das keine App ist. Aber dort finde ich inzwischen auch so ziemlich alles, was mich interessiert.

Wie viel liest du auf dem Smartphone, Tablet, o.ä.?

Auf dem iPhone lese ich meinen Twitterstream und meine Mails, wenn ich unterwegs bin. Darauf richtig lange Texte lese ich nur, wenn ich alle Bücher, die ich mitschleppe, ausgelesen habe. Was selten passiert, weil ich auch bei Zwei-Tages-Trips immer mindestens drei Bücher dabei habe. Das iPad hatte ich mir als eReader angeschafft, habe vier, fünf Bücher gelesen und es seitdem nicht mehr benutzt. Genau wie den Kindle, von dem ich mir erwartet hatte, dass er nicht ganz so schwer ist wie das iPad (erste Generation). Bei beiden Readern geht es mir aber auf den Zeiger, dass jedes Buch gleich aussieht, ganz egal wie oft ich an Schriftgröße und -typ rumfussele. Ich brauche bei Büchern das Gefühl, sie zuzuklappen und ins Regal zu stellen.

Welche Rolle spielen Leseempfehlungen/Links durch Soziale Netzwerke?

Eine absolut essentielle. Ich klicke auf so gut wie alles, was mein Stream mir vorwirft und habe schon sehr oft Artikel gelesen, die ich a) selbst nie gefunden hätte und b) von denen ich vorher nicht wusste, dass sie mich interessieren könnten. Deswegen mag ich quote.fm auch so gerne, weil man dort ein paar Zeichen mehr Zeit hat, um ein Zitat zu posten und mich so für einen Artikel zu begeistern.

Gibt es tägliche oder wöchentliche Leserituale?

Klar. Ich lese wochentags im Bus zur und von der Arbeit, in der Mittagspause und jeden Tag abends im Bett ein Buch. Immer. Ich gehe nie ohne ein Buch im Rucksack vor die Tür. Tagsüber sitze ich in der Werbeagentur am Rechner, und da bleibt immer Zeit zwischendurch für ein paar Artikel online. Am Donnerstag wird die „Zeit“ gekauft, aber ich komme meist erst am Wochenende dazu, sie zu lesen.

Ist kein Ritual, aber ein Erfahrungswert: Was ich online nicht sofort lese, lese ich nie. Instapaper etc. bringt bei mir gar nichts. Mehrmals versucht, mehrmals als Bookmark verstauben lassen.

Hast du einen Lieblings-Podcast?

Podcasten hat sich mir nie erschlossen. Ich höre ab und zu Radiosendungen an oder nach, aber das ungescriptete Rumlabern, als was ich Podcasts empfinde, gibt mir nichts. Kann aber auch daran liegen, dass ich generell lieber lese als zuhöre. Hörbücher sind auch so gar nicht mein Ding.

Wie haben sich deine Lesegewohnheiten in den letzten Jahren geändert?

Was meinen Buchkonsum angeht, gar nicht. Der war schon immer so hoch. Online merke ich Wellenbewegungen: Früher konnte ich seitenlang Kram lesen, einfach weil es so toll war, dass da auf einmal dieses Interweb war, in dem so irre Sachen standen. Dann ließ meine Aufmerksamkeit rapide nach, und ich las nur noch Schnipsel. Inzwischen bin ich wieder bei diesem Interweb, in dem so irre Sachen stehen, dass ich auch die ewig langen Artikel im „NYT Magazine“ lese. Was ich allerdings hasse: Wenn ich den Artikel in zehn Einzelseiten bekomme und die Option fehlt, alles auf einer Seite lesen zu können. Nein, die Druckansicht mit ihren gefühlt 200 Zeichen pro Zeile ist keine Alternative. Durch derartige Artikel muss ich mich meistens etwas quälen.

Irgendetwas, das ich vergessen habe, du aber trotzdem gerne liest?

Die Online-SZ hat mich dazu gebracht, die Print-SZ zu kündigen. Die Online-Zeit hat mich dazu gebracht, sie auf Papier wieder zu kaufen. Und vom neuen FAZ-Auftritt bin ich schwer begeistert.

Anke Gröner, Jahrgang 1969, ist freie Werbetexterin und bloggt seit 2002 über das Leben, Bücher, Opern, Fußball und gutes Futter. Im September 2011 erschien ihr Buch „Nudeldicke Deern – Free your mind and your fat ass will follow“, in dem es um ihr verändertes Essverhalten und Körperakzeptanz geht. SIe ist – Überraschung! – auch bei Twitter

Foto: privat

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Vielen Dank an “The Atlantic Wire” für das wundervolle Format (dort heißt es “What I Read”). Wer Vorschläge hat, wer in dieser wöchentlichen Rubrik auch einmal zu Wort kommen und seine Lieblingsmedien vorstellen und empfehlen sollte, kann mir gerne schreiben.

Disclosure: Mit vielen der Menschen, die hier in “Was ich lese” ihre Mediengewohnheiten vorstellen (werden), bin ich befreundet oder zumindest leidlich bekannt.

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

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