Wo finde ich One-Night-Stands? Überall – sagt einer, der es wissen muss: Amerikas führender Sexualforscher

Written by on 06/08/2006 in Neon with 0 Comments

Unkomplizierter Sex für eine Nacht? Klar, wenn man ungebunden ist – kein Problem. Aber wir sind lägst nicht so abenteuerlustig, wie wir denken, sagt der amerikanische Sexualforscher Edward Laumann. Wir wildern höchstens im eigenen Revier.

Professor Laumann, angenommen ich bin auf der Suche nach einem One-Night-Stand – wo gehe ich am besten hin?

Dem Klischee nach natürlich am besten in eine Bar. Aber unsere Forschungen haben ergeben, dass die Leute ihre Partner für One-Night-Stands überall finden: 46 Prozent wurden schon einmal in einer Bar fündig, 41 Prozent an ihrem Arbeitsplatz, 39 Prozent auf einer Party und sogar 22 Prozent an der Uni.

Was ist so reizvoll am Sex mit völlig Fremden?

Das ist ja schon das erste Missverständnis: Wir haben keine One-Night-Stands mit völlig Fremden. Fast alle Menschen suchen sich dafür jemanden aus, der ihnen sehr ähnlich ist, was Alter, Bildung, Status und Rasse betrifft. Dass Menschen innerhalb dieser sozialen Grenzen heiraten, war bekannt. Aber es gilt auch für den reinen Sex: 93 Prozent aller Ehen werden innerhalb derselben Rasse geschlossen, bei One-Night-Stands beträgt die Quote immer noch 91 Prozent.

Wir sind also weniger experimentierfreudig, als wir denken?

Ja, die einzige Ausnahme ist Religion: Ehen werden immer noch sehr häufig zwischen Angehörigen derselben Religion geschlossen, bei One-Night-Stands ist die Übereinstimmungsquote deutlich niedriger. Aber selbst wenn Sie in einer Bar stehen und denken, Sie würden sich ohne diese Vorselektion jemanden herauspicken – das ist nicht der Fall. Allein der Ort, an dem sie sich aufhalten, sagt ja schon sehr viel.

"Das Internet ist ein guter Platz, um One NIght Stands zu finden": Sexualforscher Edward Laumann

„Das Internet ist ein guter Platz, um One Night Stands zu finden“: Sexualforscher Edward Laumann

Gibt es Bevölkerungsgruppen, die häufiger One-Night- Stands haben als andere?

One-Night-Stands sind am attraktivsten für junge Männer. Sie können noch keine wirtschaftliche Sicherheit bieten, wie sie es für eine langfristige Beziehung vielleicht für nötig halten. Die meisten heterosexuellen Männer empfinden es auf Dauer aber als sehr anstrengend und zeitraubend, ständig neue Eroberungen zu machen, und suchen deshalb den Übergang zu einer längerfristigen Beziehung.

Aus Bequemlichkeit?

Teilweise. Bedenken Sie: Wer nur einen Partner hat, hat auch am häufigsten Sex. Je mehr unterschiedliche Sexpartner jemand im Jahr hat, desto seltener hat er insgesamt Sex.

Warum sind One-Night-Stands oft unbefriedigend?

Ein Grund ist das fehlende Engagement: Warum herausfinden, was der andere mag, was ihm wichtig ist, wenn man doch nicht zusammenbleibt. Im Gegensatz zu einer Beziehung haben wir bei One-Night-Stands ja auch keine Konkurrenz zu befürchten. Wie hat sich die Einstellung der Gesellschaft zu One-Night-Stands geändert? Früher gab es einfach eine Doppelmoral: Männer sollten vor der Ehe sexuelle Erfahrungen sammeln, Frauen nicht. Viele junge Männer machten ihre ersten Erfahrungen deshalb bei Prostituierten. Inzwischen hat sowohl die gesellschaftliche Toleranz für Sex vor der Ehe stark zugenommen als auch die für One-Night-Stands – für Männer allerdings nach wie vor stärker als für Frauen.

Gibt es internationale Unterschiede?

Riesige. In China ist es immer noch so, dass 85 Prozent der Frauen in ihrem ganzen Leben nur einen einzigen Sexpartner haben. Etwa derselbe Prozentsatz der Männer hingegen war schon mindestens einmal bei einer Prostituierten. In der westlichen Welt ist dieser Wert inzwischen auf 1 bis 2 Prozent gefallen.

Welche Rolle spielt das Internet für One-Night-Stands?

Es ist ein größerer Meat Market, als es die verruchteste Bar je sein könnte. Vor allem, weil man alles screenen und voreinstellen kann: Vorlieben, Abneigungen, Fetische, Interessen. Wenn man früher mit jemandem ins Bett gehen wollte, der auf Opern steht, musste man in die Oper gehen – nicht gerade der beste Platz, um jemanden abzuschleppen.

Edward Laumann ist Amerikas führender Sexualforscher. Er arbeitete unter anderem an der 2001/2002 durchgeführten »Global Study of Sexual Attitudes and Behaviours«, für die 27 500 Männer und Frauen in 29 Ländern befragt wurden.

Interview: Christoph Koch
Erschienen in: NEON
Foto: University of Chicago

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

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  1. seitensprung-fibel sagt:

    Da stimme ich Professor Laumann zu: Am häufigsten ergeben sich One-Night-Stands in Diskos oder Bars, überall da wo gemeinsame Interessen und sexuelle Anziehung zueinander finden.
    Unkompliziert den richtigen Partner für eine Nacht finden Singles auch online mit Hilfe von Casual-Dating-Anbietern. Verheiratete oder gebundene Menschen hingegen, suchen ihren One-Night-Stand im diskreten Rahmen auf seriösen Seitensprung-Portalen. Die Vorteile beider Online-Treffs: Sie können Kontaktvorschlage zu jeder Zeit ortsunabhängig in Ruhe screenen, nach Ihren Wünschen und Vorlieben filtern, und bei Interesse vom Sofa zu einem unverbindlichen Treffen einladen. Diese Dating-Portale bieten eine einfache Möglichkeit, zwanglose Erotik ohne Treueschwur und Liebespflichten zu finden.

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