Tegel-Umbau: Startklar für die Fünf-Minuten-Stadt

Written by on 10/02/2023 in brand eins with 0 Comments

Philipp Bouteiller war zehn Jahre lang Projektleiter für die Nachnutzung des Berliner Flughafens Tegel. Jetzt tritt er ab. Ein Blick zurück und nach vorn.

brand eins: Herr Bouteiller, Sie sind Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, haben Unternehmen gegründet und als Berater gearbeitet. Städtebau oder Quartiersplanung war vorher nicht Teil Ihres Lebenslaufs. Wie sind ausgerechnet Sie 2012 zum Verantwortlichen für die Nachnutzung des Flughafens Tegel geworden?

Philipp Bouteiller: Ich wurde von mehreren Bekannten auf die Stellenausschreibung aufmerksam gemacht und habe mich dann ganz regulär beworben und ein Assessment-Center durchlaufen – wie mehr als hundert andere auch. Es war durchaus eine riskante Entscheidung, jemanden wie mich zu wählen, der keine Großprojekte vorweisen konnte, keine Stadtentwicklungserfahrung. Vielleicht war es aber mein Vorteil, dass ich eine ähnliche Biografie hatte wie Hardy Schmitz, der sehr erfolgreich die Wissenschaftsstadt in Berlin-Adlershof als Projektleiter verantwortete: Wir verfügen beide über Beratungshintergrund, Auslandserfahrung und können unternehmerisch denken.

Zu welchem Zeitpunkt der Planungen sind Sie eingestiegen?
Als ich im Januar 2012 meine Stelle antrat, war ich Mitarbeiter Nummer fünf in der Tegel Projekt GmbH. Inzwischen arbeiten dort rund 80 Menschen. Vor meinem Antritt war politisch festgelegt worden, dass auf dem Flughafengelände ein Industrie- und Forschungspark für Zukunftstechnologien entstehen soll. Der große Reiz dieses Projektes war, dass wir anfangs den Freibrief hatten, zehn bis zwanzig Jahre in die Zukunft blicken zu dürfen. Wir arbeiteten dann mit großartigen Wissenschaftlern, Ingenieur- und Architekturbüros zusammen, wobei wir möglichst wenig auf Wettbewerb gesetzt haben, stattdessen auf Kollaboration. Dabei haben wir gelernt, dass es einfacher ist, ein kreatives Büro mit bestimmten technischen Zwängen zu konfrontieren, als ein technisch exzellentes Büro zu kreativen Lösungen zu bewegen.

Da sich die Eröffnung des BER immer wieder verschob, musste auch Tegel immer länger offen bleiben. War dieses Warten zermürbend?

Es war genau die Zeit, die wir gebraucht haben. Denn wir hatten ja nicht sofort fertige Pläne, um dann mit dem Spaten in der Hand zehn Jahre zu warten. Es war ein kontinuierlicher Prozess, in dessen Verlauf wir die Planung immer wieder anpassen konnten.

Inwiefern?

Wohnraum war in den ersten Plänen nur ein Anhängsel. Als ab 2014 die Wohnungsnot immer größer wurde, haben wir den Flächennutzungsplan angepasst. Das geplante Schumacher-Quartier umfasst jetzt fast 50 Hektar mit 5000 bis 6000 Wohnungen. Diese werden etwa 10000 bis 12000 Menschen Platz bieten.

Wie merkt man, dass Nachjustierung nötig ist?
Ein ganz wichtiges Hilfsmittel war die 3-D-Plattform, auf die wir sehr früh gesetzt haben. Die Open-Source-Plattform Unity kommt ursprünglich aus dem Gaming-Bereich, aber sie hat sich inzwischen auch für architektonische Planungen bewährt. Als wir 2014 unser erstes virtuelles Modell fertig hatten und mit 3-D-Brillen durchlaufen konnten, merkten wir an ganz vielen Stellen, dass wir nachjustieren mussten. Zum Beispiel waren viele unserer offenen Plätze zu groß. Auf einem Plan sieht ein Platz mit 200 Metern Länge schlüssig aus. Aber wenn man dann virtuell auf einem solchen Platz steht, merkt man schnell, dass man sich verloren fühlt und 50 oder 100 Meter das bessere Maß sind.

Als Projektleiter waren Sie auch vom ersten Tag an das Aushängeschild der Tegel- Nachnutzung. Was haben Sie während der vielen Workshops und Fragerunden mit Bürgerinnen und Bürgern gelernt?

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Text: Christoph Koch
Foto: Etienne Girardet auf Unsplash

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (brand eins, GEO, NEON, Wired, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Süddeutsche, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "Digitale Balance" & "Was, wäre wenn ...?") sowie Moderator und Vortragsredner. Auf Twitter als @christophkoch unterwegs, bei Mastodon @christophkoch@masto.ai .

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